Klischee 1 - Lehrer haben wahnsinnig viel Freizeit
Auch wenn viele fest davon überzeugt sind, dass das Klischee stimmt, ist dem nicht so. Hier einmal ein paar Fakten zu den Arbeitszeiten Thüringer Lehrer. Dabei richte ich mich nur nach den Vorgaben für Regel- und Gemeinschaftsschullehrer - die Kollegen übriger Schulformen mögen es mir verzeihen ;) Auch vernachlässige ich angestellte Lehrer, da diese nach der "Verbeamtungswelle" am 1. Oktober 2017 in der Minderheit sein werden.
- Lehrer haben 30 Tage Urlaub im Jahr. Dieser darf ausschließlich in den Ferien genommen werden. Die übrigen Ferientage sind "unterrichtsfreie Zeit". Diese dient der Vor- und Nachbereitung von Unterricht, den Fort- und Weiterbildungen und der Wahrnehmung dienstlicher Pflichten.* Dann gibt es noch die berühmt berüchtigte Vorbereitungswoche, in der täglich Pflichtveranstaltungen in der Schule stattfinden: Klassenkonferenzen, Dienstberatungen, Lehrerkonferenzen, Fachschaftsarbeiten, Fortbildungen, erste Hilfe- Kurse, und und und.. Allerdings muss dazu gesagt werden: Wie viel ein Kollege in der übrigen unterrichtsfreien Zeit tatsächlich arbeitet, hängt natürlich von seinem Engagement ab.
Und während der Schulzeit? Vormittags recht und nachmittags frei?
Auch das stimmt nicht. Die Arbeitszeiten der Lehrer sind hier klar geregelt. Und das es nicht mit der bloßen Anwesenheit im Klassenzimmer getan ist, sollte eigentlich jedem klar sein.
- Lehrer an staatlichen Schulen haben eine durchschnittliche Arbeitszeit von 40 Stunden in der Woche. Wenn Korrekturen, Prüfungen oder Zeugnisse und Dokumentationen zur Lernentwicklung anstehen, kann dies auch erheblich mehr sein. Zum Ausgleich gibt es auch (kurze) Phasen, in denen nicht ganz so viel "Drumherum" zu tun ist.
- Die regelmäßige Arbeitszeit setzt sich zusammen aus Pflichtstunden und sonstigen Tätigkeiten (s.o.). Ein Lehrer an Regelschulen oder Gemeinschaftsschulen hat bei einer Vollzeitstelle 26 Pflichtstunden.** Das bedeutet, 26 x 45 Minuten in der Woche, in denen unterrichtet wird.
Zur Veranschaulichung hier zwei Beispiele aus meinem Unterrichtsalltag. Das erste Beispiel umfasst die letzten drei Ferientage und die ersten beiden Schultage aus dem Schuljahr 2016 / 2017. Also einen Teil der "Vorbereitungswoche der Lehrer" und den Schulstart. Insgesamt sind es knapp 46h Stunden, die ich mit Arbeit verbracht habe. Und dabei war es zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal stressig ;)
Hier ein zweites Beispiel. Dieses stammt aus dem laufenden Schuljahr. In dieser Woche fand vermehrt Elternarbeit im Rahmen der Lernentwicklungen statt. Gearbeitet habe ich hier 61 Stunden. Freitagnachmittag bis Sonntagabend war Umzug.
Das diese Woche also wenig Zeit zum Luftholen bot, wird sicherlich deutlich. Und dennoch bin ich gerne Lehrerin ;)
* siehe Lehrerdienstordnung
** Siehe ThürLehrAzVO